U-Linien-Montagesysteme gesundheitsgerecht gestalten

Forschungsergebnisse für die Praxis

U-Linien-Montagesysteme kommen in der Produktion zum Einsatz. Wie werden sie nach aktuellen Erkenntnissen gesundheitsgerecht gestaltet? Eine neue Publikation des Fachbereichs Holz und Metall der DGUV bereitet die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zum Thema für die Praxis auf.

U-Linien-Montagesysteme sind Arbeitssysteme der Fließfertigung, die in verschiedenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie eingesetzt werden. Die Arbeitsstationen sind dabei in einem u-förmigen Profil angeordnet (siehe Abbildung 1).

Sie sollen beispielsweise die Kommunikation der Beschäftigten miteinander durch räumliche Nähe optimieren und die Ausbringung durch variablen Personaleinsatz positiv beeinflussen. Sie sollen zudem Laufwege reduzieren und erleichtern, dass mehrere Arbeitsstationen von einem Beschäftigten bedient werden können.

U-Linien-Montagesysteme gesundheitsgerecht gestalten

Hinweise für die betriebliche Umsetzung

Abbildung 1: Ein Beispiel für eine U-Linie mit verschiedenen Arbeitsstationen. Die Arbeitsinhalte der Beschäftigten sind farblich abgegrenzt.Abbildung 1: Ein Beispiel für eine U-Linie mit verschiedenen Arbeitsstationen. Die Arbeitsinhalte der Beschäftigten sind farblich abgegrenzt.

Werden U-Linien-Montagesysteme gestaltet, müssen Gefährdungen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten ausgeschlossen beziehungsweise reduziert werden – hierzu dient wie bei allen Tätigkeiten die Gefährdungsbeurteilung. Die Komplexität solcher Montagesysteme erfordert dabei unter anderem eine ganzheitliche Bewertung physischer und psychischer Aspekte in verschiedenen Gestaltungsbereichen, zum Beispiel der Geometrie der U-Linie oder Tätigkeitsarten (siehe Abbildung 2).  

Gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse hat die BGHM ein Forschungsprojekt gefördert, das sich mit physischen und psychischen Belastungen in U-Linien-Montagesystemen beschäftigt hat. Ziel des Projektes war es, einen Überblick über die auftretenden Belastungen, deren Wechsel­wirkungen und die Auswirkungen auf die Beschäftigten zu geben. Des Weiteren sollten geeignete Gestaltungsmaßnahmen identifiziert werden, um negative Auswirkungen auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden.

Die Erkenntnisse aus diesem Projekt sind in der Publikation Fachbereich AKTUELL FBHM-125 „U-Linien-Montagesysteme – Ausgewählte arbeitswissenschaftliche Handlungsempfehlungen zur Arbeitsgestaltung“ veröffentlicht worden. Die Schrift enthält neben Hinweisen zur Analyse und Bewertung der Belastung insbesondere Gestaltungshinweise für die betriebliche Praxis.

Arbeitsplatz- und Arbeitsumgebung

Abbildung 2: Aspekte einer ganzheitlichen Gestaltung von U-Linien-MontagesystemenAbbildung 2: Aspekte einer ganzheitlichen Gestaltung von U-Linien-Montagesystemen

Um gesundheitsgerechtes Arbeiten an U-Linien-Montagesystemen zu ermöglichen, sind in Bezug auf die Gestaltung von Arbeitsplatz- und Arbeitsumgebung verschiedene Aspekte zu beachten. Diese betreffen das U-Linien-Layout, die Beleuchtung sowie die körperlichen Voraussetzungen der Beschäftigten. So beeinflusst die Geometrie der U-Linie unter anderem die Körperhaltungen und Körperbewegungen. Unter anderem sollten U-Linien daher beispielsweise in 45-Grad-Winkeln oder anderen, kreisförmigen Layouts aufgebaut sein, um größere Körperverdrehungen bei den Übergängen von einer Arbeitsstation zur nächsten zu vermeiden.

Damit die Augen nicht zu stark beansprucht werden, sind gleichmäßige Beleuchtungsstärken sowie Blend- und Reflexionsfreiheit für die Beschäftigten wesentlich. Die Beleuchtungsstärke sollte an den höchsten Beleuchtungsbedarf innerhalb der U-Linie angepasst sein. In einer U-Linie sind die Beschäftigten zudem meist wechselnd an verschiedenen Arbeitsstationen tätig. Die Gestaltung dieser Arbeitssysteme muss daher die unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen von Personen berücksichtigen, zum Beispiel Körpergrößen und -kräfte. Anders als bei Einzelarbeitsplätzen müssen in der U-Linie alle Beschäftigten einer Arbeitsgruppe die erforderlichen Reich­weiten, Bedienkräfte und Lastgewichte bewältigen können. So sollte beispielsweise die Arbeitshöhe für die ganze Arbeitsgruppe jeweils angepasst, bei Bedarf auch flexibel einstellbar sein.

Arbeitstätigkeit und Arbeitsabläufe

Arbeitstätigkeit und Arbeitsorganisation beziehungsweise Arbeitsabläufe sollten so gestaltet werden, dass sie Beschäftigte weder über- noch unterfordern. Bei U-Linien-Montagesystemen ist es besonders herausfordernd, die Anforderungsvielfalt, die Länge von Arbeitszyklen und die Pausen sowie den Handlungsspielraum der Beschäftigten angemessen zu gestalten. Gerade bei repetitiven Tätigkeiten sind Pausen und systematische, erholungswirksame Belastungswechsel wichtig – sie können langfristige negative Be­anspruchungsfolgen reduzieren. Um Dysbalancen im Muskel- und Skelettsystem der Beschäftigten zu vermeiden, sollte die Richtung des Arbeits­flusses variieren, indem beispielsweise die Umlaufrichtung eines U-Linien-Montagesystems geändert wird.  

Marc Rockhoff, BGHM

Ausgabe 6/2022