Verleihung des Azubi-Sonderpreises für herausragende Leistungen für sichere und gesunde Arbeit
Ausgezeichnet! Auszubildende beweisen Innovationsgeist
Durch innovative und kreative Ideen den Arbeitsschutz verbessern: Dazu ruft die BGHM jährlich beim Azubi-Sonderpreis auf. 2024 fand die Preisverleihung im Rahmen einer großen Veranstaltung am BGHM-Standort in Mainz statt. Im Mittelpunkt standen unter anderem die vier Azubi-Teams, die für besondere Leistungen mit dem „Schlauen Fuchs“ ausgezeichnet wurden.
Maschinensicherheit – so lautete das Motto für den Azubi-Sonderpreis 2024, für den sich wieder zahlreiche Auszubildende beworben hatten. Maschinen können Gefahren verschiedenster Art für Bedienpersonen und Personen im näheren Arbeitsumfeld bergen.
Umso wichtiger also, die sichere und gesunde Arbeit an Maschinen schon beim Nachwuchs ab dem ersten Tag der Ausbildung in den Fokus zu stellen. Haben sich die Azubis so in das Thema „reingefuchst“, können sie mit ihren innovativen Ideen dazu beitragen, dass mögliche Sicherheitslücken geschlossen werden.
Für herausragende Leistungen und ihr großes Engagement für sichere und gesunde Arbeit gab es auf der großen Azubi- Sonderpreis-Verleihung für vier Teams sogar den „Schlauen Fuchs“. Diese begehrte Trophäe ist die höchste Prämierungsstufe. Die zweithöchste Prämierungsstufe, der „Sicherheitspreis“, ging an elf Azubi-Teams, die ebenfalls überzeugende Arbeitsschutz-Ideen umgesetzt haben.
© bundesfoto/Varnhorn
Neben der Übergabe der Preise erwartete die Azubis und deren Begleitpersonen aus den 15 Gewinner-Betrieben ein eindrucksvolles Podiumsgespräch zum Thema „Ein Arbeitsunfall trifft nicht nur Dich“. Vor sechs Jahren verlor Max Weidner bei einem Unfall an einer Maschine im Sägewerk mehrere Finger. Im Gespräch mit Nicole Schneider-Brennecke, Leiterin der Kommunikation der BGHM, und Wolfgang Sperr, dem damals für ihn zuständigen BGHM-Reha-Manager, schilderte er, welche physischen und psychischen Folgen der Unfall für ihn mit sich brachte.
Erst nach vielen intensiven Reha-Einheiten konnte er mit der geschädigten Hand wieder alltägliche Dinge erledigen, wie schreiben, trinken oder essen. Auch die mentale Genesung nahm viel Zeit in Anspruch. Geholfen haben dabei insbesondere die vielen Gespräche mit und der Rückhalt von Familie, Freunden sowie Therapeuten.
Arbeitsschutz ab dem ersten Tag mitzudenken ist entscheidend. Die Azubis, die den Azubi-Sonderpreis erhalten, tragen dazu einen riesigen Teil bei. Das wollen wir entsprechend würdigen.
Christian Heck, BGHM-Hauptgeschäftftsführer
BGHM-Hauptgeschäftsführer Christian Heck sagte in seiner Laudatio: „Die Gewinnerinnen und Gewinner des Azubi-Sonderpreises zeigen, wie aus cleveren Ideen erfolgreich gelebter Arbeitsschutz für alle werden kann.“ Denn die Projekte und Initiativen sorgen nicht nur für mehr Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im eigenen Betrieb, sondern können auch als Best-Practice- Beispiele für andere Unternehmen dienen. Die Gewinner-Projekte der „Schlauen Füchse“ stellen wir Ihnen hier vor.
Sicherheitspreis
Ausgezeichnet mit dem „Sicherheitspreis“ wurden Azubi-Teams von:
- Arvos Schmidtsche Schack, Kassel – Prozessgaskühlungssysteme
- AUDI AG, Neckarsulm – Automobilhersteller
- BMW, Niederlassung Bremen – Automobilhersteller
- BMW, Niederlassung Hannover – Automobilhersteller
- ERO GmbH, Simmern – Weinbaumaschinen
- Kleemann GmbH, Göppingen – Maschinen für Naturstein- und Recyclingindustrie
- Industrie-Institut für Lehre und Weiterbildung (ILW) eG, Mainz – überbetriebliche, gemeinnützige Ausbildungsstätte
- Linde GmbH, Tacherting – Industriegase- und Engineeringunternehmen
- Mercedes Benz, Hamburg – Automobilhersteller
- Sedus Stoll AG, Dogern – Büromöbelhersteller
- Silgan Dispensing Systems Hemer GmbH, Hemer – Kunststoffverarbeitung
© bundesfoto/Varnhorn
BorgWarner Turbo Systems, Kirchheimbolanden
Ausgezeichnet für:
Sichere Lagerung von Werkzeugen
Das Projekt:
Das vierköpfige Azubi-Team hat eine Schutzhülle für die sichere Verwahrung von Werkzeugen im eigenen Betrieb entwickelt. Bis vor Kurzem wurden Werkzeuge teils ungeschützt und senkrecht herausragend auf Werkzeugwägen gelagert. Das barg ein gewisses Verletzungsrisiko. Eine Bestandsaufnahme zeigte, dass eine neue technische Konstruktion verschiedene Anforderungen erfüllen müsste.
Die geplanten Schutzhüllen sollten einheitlich und stabil für alle Werkzeuge passend sein. Besonders wichtig war, dass von außen weiterhin direkt erkennbar sein sollte, um welches Werkzeug es sich handelt. Auch der Kostenfaktor spielte bei der Menge an zu schützenden Werkzeugteilen eine bedeutende Rolle.
Mithilfe eines 3D-Druckers erstellte das Azubi-Team eine Prototyp- Hülse, die bereits für erste Werkzeugwägen im Einsatz ist. Im nächsten Schritt soll die Konstruktion in den Seriendruck gehen. Zunächst soll die Werkzeug-Schutzhülle in der Ausbildungsstätte eingesetzt werden und anschließend im gesamten BorgWarner Werk in Kirchheimbolanden.
Das Gewinner-Team:
Marlon Ries, Maren Archinger, Dragana Copic, Leonard Andres
Das Unternehmen:
BorgWarner Turbo Systems in Kirchheimbolanden ist ein auf Antriebstechnologien spezialisierter Zulieferer für die Automobilbranche. Zu den Kernprodukten gehören Aufladesysteme oder Abgasturbolader.
© bundesfoto/Varnhorn
© Timo Wach
Die Teilnahme am Azubi-Sonderpreis hat großen Spaß gemacht. Wir gehen seitdem viel aufmerksamer durch die Werkstatt und suchen immer wieder nach Optimierungsmöglichkeiten für den Arbeitsschutz in unserem Betrieb. Nächstes Jahr wollen wir auf jeden Fall wieder teilnehmen.
Dragana Copic (Auszubildende)
Industrie-Institut für Lehre und Weiterbildung (ILW) Mainz eG
Ausgezeichnet für:
Federsicherheitsschlüssel an Fräsmaschinen
Das Projekt:
Das Team, bestehend aus fünf Auszubildenden zum Industriemechaniker im ersten Lehrjahr, erhielt den „Schlauen Fuchs“ für das Projekt „ Federsicherheitsschlüssel für Fräsmaschinen“.
Bis dato kam es immer wieder vor, dass der Innensechskantschlüssel beim Spannen des Fräskopfs versehentlich in der Maschine stecken gelassen wurde. Wurde die Fräsmaschine mit steckendem Spannschlüssel in Betrieb genommen, entstand durch die Rotation der Maschine ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Bedienperson. Der Sechskantschlüssel rotierte auf Kopfhöhe mit und konnte je nach Geschwindigkeit auch herausgeschleudert werden.
Die Lösung, die das Team dafür entwickelt hat, ist eine Druckfeder, die über den Sechskantschlüssel geschoben und mit Klemmringen gesichert wird. Aufgrund der Federung kann der Spannschlüssel nicht mehr in der Maschine stecken bleiben. Wird er während oder nach dem Spannen losgelassen, fällt er sofort herunter.
Das Gewinner-Team:
Paul Schuldt, Ben Puscher, Steffen Roos, Steffen Birk, Simon Steitz
Das Unternehmen:
Das Industrie-Institut für Lehre und Weiterbildung Mainz eG (ILW Mainz) ist eine überbetriebliche, gemeinnützige Ausbildungsstätte für alle Industrieunternehmen aus der Region. Seit 1928 werden hier Auszubildende in den gängigsten technischen Berufen der Elektrotechnik, der Mechatronik sowie der Metalltechnik ausgebildet. Mittlerweile sind es jährlich über 600 Azubis.
© bundesfoto/Varnhorn
© Steffen Rasel
© Steffen Rasel
Es war schön zu sehen, wie die Azubis jahrgangs- und betriebsübergreifend an diesem Projekt zusammengearbeitet haben. Mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden und wir hoffen, der Federsicherheitsschlüssel findet auch in anderen Unternehmen Verwendung.
Steffen Rasel (Ausbilder)
MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG, Wolfertschwenden
Ausgezeichnet für:
Konstruktion einer Kettenablängmaschine
Das Projekt:
Die Auszubildenden haben sich der Aufgabe gewidmet, eine optimierte Kettenablängmaschine zu entwickeln und damit das alte Modell zu ersetzen. Die Maschine schneidet Transportketten für Verpackungsmaschinen, die auf 50-Meter-Rollen geliefert werden, auf gewünschte Längen zu.
Aufgrund der speziellen Anforderungen in der Produktion bei MULTIVAC war keine auf dem Markt verfügbare Lösung geeignet – eine Eigenkonstruktion musste her! Im Vergleich zur alten benötigt die neue Maschine nur wenige Informationen, um präzise Maße abzutrennen. Sie liefert genauere Ergebnisse und ist dank optimierter Steuerung auch schneller und benutzerfreundlicher zu bedienen.
Lichtgitter sorgen dafür, dass die Maschine automatisch stoppt, sobald der Gefahrenbereich von Anwendern betreten wird. Das erhöht den Arbeitsschutz deutlich. Die Azubis haben in dem Projekt jahrgangsübergreifend an der Konzeption, Entwicklung und Konstruktion gearbeitet und sich intensiv mit den Anforderungen an den Arbeitsschutz auseinandergesetzt.
Das Gewinner-Team:
Stefan Alletses, Lea-Marie Rogge, Maximilian Batke, Lukas Scherghuber, Novalee Seidel
Das Unternehmen:
Die MULTIVAC Sepp Haggenmüller SE & Co. KG mit Sitz in Wolfertschwenden ist ein führender Anbieter von Verarbeitungs- und Verpackungslösungen für Lebensmittel, Pharmaprodukte sowie Industriegüter.
© bundesfoto/Varnhorn
© MULTIVAC
Wir sind sehr glücklich über die neue Kettenablängmaschine. Es wurde schon von den letzten Azubi-Jahrgängen viel Vorbereitungsarbeit geleistet. Jetzt konnten wir die Konstruktion endlich in Betrieb nehmen und freuen uns, dass mit der neuen Lösung auch der Arbeitsschutz erhöht werden konnte.
Lea-Marie Rogge (Auszubildende)
RATIONAL Ausbildungs-GmbH, Landsberg am Lech
Ausgezeichnet für:
Sichere Maschinenwartung mit AOA
Das Projekt:
Das ausgezeichnete Azubi-Team hat sich in die Welt der Augmented Reality (AR), eine virtuelle Erweiterung der Wahrnehmung, eingearbeitet. Dabei haben die Auszubildenden eine spezifische AR-Anwendung, einen sogenannten Augmented Operator Advisor (AOA), für die Maschinen und Anlagen des Betriebs selbstständig konfiguriert und gestaltet.
Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter muss nur noch ein Tablet vor eine Anlage halten, um den darauf klebenden QR-Code zu scannen. Anschließend werden in der Anwendung alle hinterlegten Dokumente, wie etwa Sicherheitsinformationen, Hinweise auf persönliche Schutzausrüstung oder Protokolle, digital abgerufen.
Die vorherigen analogen Wartungsinformationen waren häufig sehr knapp gehalten und umfassten unzureichende Hinweise auf mögliche Gefahren oder die Schutzausrüstung. Die AR-Anwendung sorgt nun für gebündeltes Wissen und vereinheitlicht die Wartungsstandards in der Lehrwerkstatt.
Das Gewinner-Team:
Tobias Heider, Maximilian Abel
Das Unternehmen:
Die Rational AG mit Sitz in Landsberg am Lech ist Hersteller von Groß- und Industrieküchengeräten. Mit der Gründung der RATIONAL Ausbildungs-GmbH, einer eigenen Ausbildungsgesellschaft, im Jahr 2023 stellt das Unternehmen die Themen Ausbildung und Duales Studium besonders in den Fokus.
© bundesfoto/Varnhorn
© Rational AG
Ich bin sehr stolz auf meine beiden Azubis. Wir hatten großen Spaß bei der Entwicklung und freuen uns umso mehr, dass die Wartungsprozesse unserer Maschinen dank des AOA noch sicherer und besser geworden sind.
Benjamin Ruf (Ausbilder)
Ausgabe 5/2024