Erste Hilfe bei Herzstillstand

Ein kleiner Schock kann Leben retten

In immer mehr Betrieben hält der sogenannte AED Einzug, ein automatisierter externer Defibrillator. Das Gerät kann Ersthelfende im Notfall dabei unterstützen, eine Wiederbelebung durchzuführen. Lesen Sie, warum es die Herzdruck- Massage nicht ersetzt und was bei der Anschaffung zu beachten ist.

Die automatische Defibrillation mit Hilfe eines AED ist eine lebensrettende Maßnahme bei Herzstillstand durch Rhythmusstörungen, die medizinische Laien und Ersthelfende anwenden können. Das Gerät erkennt anhand einer automatischen EKG-Analyse, ob Rhythmusstörungen des Herzens vorliegen, und leitet den Ersthelfenden gegebenenfalls zur Auslösung eines Elektroschocks an. Die Pumpfunktion des Herzens kann so wiederhergestellt werden.

Die Sicherheit der Geräte ist dank der Automatisierung groß, Fehlauslösungen des Schocks durch Laien sind nicht zu erwarten. Je nach Ausführung unterstützen AED zusätzlich bei den Basismaßnahmen der Wiederbelebung, zum Beispiel mit Sprachanweisungen oder über Displays.

Ein kleiner Schock kann Leben retten; © kasto/123rf.de

Rettungskette und Schulung

Die mechanische Herz-Druckmassage ersetzt der AED allerdings nicht. Sie ist die wichtigste Maßnahme, die bei einem Kreislaufstillstand sofort einzuleiten ist. Ziel beider Maßnahmen ist, dass das Gehirn mit Sauerstoff versorgt wird. Der Ersthelfende beginnt nach Feststellung des Kreislaufstillstandes sofort mit der Herzdruckmassage.

Von einem Kreislaufstillstand geht man in der Ersten Hilfe aus, wenn die betroffene Person bewusstlos ist, nicht aufwacht und nicht atmet. Der schnelle Beginn der Herzdruckmassage ist dann überlebenswichtig, es darf keine Zeit damit vergeudet werden, den Defibrillator zu suchen. Sobald dieser verfügbar ist, weil ihn beispielsweise eine dritte Person gebracht hat, ist er schnellstmöglich einzusetzen. Damit steht der Einsatz des AED am Ende der Rettungskette durch Ersthelfende:

Grundsätzlich können alle Beschäftigten im Falle eines medizinischen Notfalls im Betrieb das Gerät aufgrund der einfachen Handhabung anwenden. In der Praxis erfolgt der Einsatz jedoch meist durch Ersthelfende. Die Anwendung des AED sollte daher Bestandteil ihrer Schulung sein. Außerdem sind alle Beschäftigten zur Verfügbarkeit und zum Aufb ewahrungsort eines AED im Betrieb zu unterweisen. Regelmäßige Schulungen auch für Beschäftigte, die keine Ersthelfer sind, senken die Hemmschwelle, das Gerät im Notfall auch einzusetzen.

Faktoren für die Installation des Gerätes

Für die Antwort auf die Frage, ob es sich lohnt, einen AED für den Betrieb anzuschaffen, spielen verschiedene Kriterien eine Rolle, etwa ob es viele ältere Beschäftigte gibt, ob es Kunden- oder Publikumsverkehr gibt und wie lange es dauern würde, bis der Rettungsdienst beim Betrieb eintrifft. Der Standort des AED sollte zentral und gut zugänglich sein. Er muss gekennzeichnet sein und im Flucht- und Rettungsplan aufgeführt werden. Für das Gerät sind unterschiedliche Aufbewahrungsvorrichtungen erhältlich, zum Beispiel solche, die beim Öffnen einen automatischen Notruf auslösen.

Nach dem Einsatz

Eine Nachbesprechung mit den Ersthelfenden und weiteren Betroffenen des Notfalls, zum Beispiel Zeugen, ist sinnvoll, gegebenenfalls auch unter Einbeziehung des Betriebsarztes. Darin können alle Beteiligten reflektieren, was passiert ist, was gut gelaufen ist und was in Zukunft optimiert werden kann. Ein solches Gespräch kann psychisch entlasten und dabei helfen, das Risiko für posttraumatische Belastungsstörungen zu senken.

Dr. med. Claudia Clarenbach, BGHM

Ausgabe 5/2023