"Für eine Welt ohne schwere Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen“

Interview mit Präventionsfachmann

Die BGHM unterstützt Mitgliedsunternehmen bei der Prävention von Arbeits­unfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Daran wirkt die Hauptabteilung Zentrale Präventionsaufgaben mit. Welche Aufgaben sie hat und wie die Beschäftigten der Mitgliedsbetriebe davon im  Arbeitsalltag profitieren, erläutert der Leiter der Hauptabteilung, Detlef Guyot.  

Herr Guyot, was sind die Kernaufgaben der Hauptabteilung Zentrale Präventionsaufgaben?  

Unsere Fachreferentinnen und -referenten liefern die Expertise für Spezialthemen des Arbeitsschutzes. Sie unterstützen die im Außendienst tätigen Aufsichtspersonen mit gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen bei deren Überwachung und bei der Beratung unserer Mitgliedsbetriebe. Zudem beraten wir, im Auftrag unseres Spitzenverbands DGUV, Unfallversicherungsträger, Anwender, staatliche Stellen und Hersteller.

Für eine Welt ohne schwere Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen

Unsere Fachthemen reichen zum Beispiel von Robotik, Gefahrstoffen, Ergonomie und Messtechnik über das breite Feld der Technologien im Holz- und Metallbereich bis zur betrieblichen Arbeitsschutzorganisation. Damit tragen wir maßgeblich zur Festlegung und Verbreitung des Stands der Technik zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit bei.  

Detlef Guyot leitet die Hauptabteilung Zentrale Präventionsaufgaben der BGHM.

Detlef Guyot leitet die Hauptabteilung 
Zentrale Präventionsaufgaben der BGHM.

Wie sehen die konkreten Angebote für Mitgliedsbetriebe aus?

Unsere Vision ist eine Welt ohne schwere Arbeitsunfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen. Dazu bieten wir den Betrieben, neben der Beratung, weitere Präventionsleistungen an: Wir prüfen Arbeitsmittel, wir forschen und begleiten die Entwicklung neuer Technologien. Unsere Erkenntnisse fließen in Medien ein, wie Branchenregeln und -informationen, sowie in die internationale Normung.

Unternehmen nutzen von uns mit­entwickelte Angebote wie das Tool „Gefährdungsbeurteilung online“ oder den „Psy-Check“. Zudem bilden wir Verantwortliche in den Betrieben im Arbeitsschutz fort und wirken an BGHM-Fachveranstaltungen mit.  

Können Sie ein Beispiel aus dem Arbeitsalltag nennen?

Im Auftrag der Aufsichtspersonen führen wir betriebliche Messungen durch, wenn exakte Aussagen zur Höhe der Gefährdung getroffen werden müssen. Soll eine Person mit Herzschrittmacher beschäftigt werden, dann geht es um die Frage, ob sie im Bereich von elektromagnetischen Feldern arbeiten kann. Das können wir ebenfalls messen und bei Bedarf Empfehlungen für Schutzmaßnahmen abgeben, damit der oder die Beschäftige ohne gesundheitliche Gefährdung an den Arbeitsplatz zurückkehren kann. Ein Aspekt, der mir besonders wichtig ist, ist die Analyse des Unfall- und Berufskrankheiten-Geschehens. Daraus leiten wir Schwerpunkte ab und entwickeln passende Schutzkonzepte. Wir machen auf versteckte Unfallgefahren und Präventionslösungen aufmerksam und bringen Unbewusstes an die Oberfläche und in das Alltagshandeln der Arbeitsschutzakteure und -akteurinnen.   

Welche Projekte standen speziell 2021 im Fokus?

2021 wurden vier Prüfstellen zur Prüf- und Zertifizierungsstelle im Fachbereich Holz und Metall zusammengeschlossen. Hersteller haben damit eine Ansprechstelle mit großer Expertise, zum  Beispiel wenn es darum geht, Anschlagmittel auf Sicherheit zu prüfen. Von einer unabhängigen Stelle geprüfte Produkte geben den Betrieben Sicherheit bei der Beschaffung von Arbeitsmitteln.  

Ein weiteres Thema, das uns 2021 begleitet hat, ist die Corona-Pandemie. Hier waren oft schnelles Handeln und fundiertes Wissen zu Arbeitsschutz-Anforderungen für Unternehmen erforderlich: von Handlungshilfen bis zu Infos in einem Newsroom. Gleichzeitig hat Corona auch der Öffentlichkeit bewusst gemacht, wie wichtig Gesundheitsschutz ist. Deshalb haben wir 2021 für die Intensivierung vieler Projekte genutzt.

Dazu gehören aktuelle Themen, wie die IPA-Maskenstudie, die DGUV Information „Qualifizierung für Arbeiten an Fahrzeugen mit Hochvoltsystemen“, das Kolloquium Schweißrauche und weitere Forschungsprojekte.

In der Prüf- und Zertifizierungsstelle werden unter anderem Sicherheitskomponenten geprüft.

In der Prüf- und Zertifizierungsstelle werden unter
anderem Sicherheitskomponenten geprüft.

Was ist Ihnen bei der Arbeit besonders wichtig?

Gerade diese vielen Projekte begeistern mich, ich freue mich auf anstehende Veröffentlichungen wie die DGUV Regeln „Arbeitsplätze mit und im Umfeld von Kranen“ und „Fahrzeuginstandhaltung“. Wir unterstützen Betriebe dabei, für eine Welt mit sicheren Arbeitsplätzen zu sorgen. Die Beschäftigten profitieren von unserer Expertise – damit sind wir zuverlässige Partnerinnen und Partner für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit!  

Das Interview führte Milena Bähnisch, BGHM

Ausgabe 5/2022