Methoden der Unterweisung
Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit!
Unterweisungen gehören zum Standardrepertoire des Arbeitsschutzes und sind regelmäßig durchzuführen. Für diese Schulungen kommen verschiedene Methoden in Frage.
Beschäftigte sollen nach einer betrieblichen Unterweisung ihr eigenes Verhalten reflektieren – und gegebenenfalls sogar ändern. Dabei spielt die Gestaltung der Unterweisung eine entscheidende Rolle.
Wenn die unterweisende Person eine schon mehrfach gezeigte PowerPoint-Präsentation aus der Schublade holt, vorliest und danach noch die Unterschriftenliste herumgehen lässt, ist es wenig wahrscheinlich, dass eine Verhaltensänderung erreicht wird.
Für den Erfolg der Maßnahme kommt es auch auf das methodische Geschick der Unterweisenden an.
Methodenwahl und Gestaltungstipps
Ob Gruppenarbeit, praktische Übung oder Diskussion: Welche der möglichen Methoden (Abbildung 1) in der konkreten Situation die passende ist, hängt von Zielgruppe, Zielsetzung sowie Dauer und Häufigkeit der Unterweisung ab.
Ein wenige Minuten dauerndes Sicherheits-Kurzgespräch kann das Richtige sein, wenn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut qualifiziert sind, es bei ihnen kaum oder keine Abweichungen beim sicheren Verhalten gibt und die bestehenden Gefährdungen eher gering sind. Geht es dagegen um die korrekte Verwendung von lebensrettender Persönlicher Schutzausrüstung (PSA), sind praktische Übungen das Mittel der Wahl. Sie sind sogar gesetzlich vorgeschrieben.
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Wichtige Faktoren für eine effektive Unterweisung im Überblick:
- Dauer: Die Konzentrationsfähigkeit des Menschen ist begrenzt. Mehrstündige, als Vortrag gestaltete Unterweisungen sind weniger wirksam als kürzere, interaktive und medial vielfältig gestaltete. Mehr als 20 Minuten, maximal bis zu 30 Minuten, sollten es idealerweise nicht sein. Im Bedarfsfall ist es ratsam, die Vermittlung der Unterweisungsinhalte auf mehrere Termine zu verteilen.
- Interaktion: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzubeziehen und eine aktive Beteiligung zu ermöglichen, erhöht die Aufmerksamkeit. Sie haben außerdem die Möglichkeit, die eigenen Erfahrungen mit den Unterweisungsinhalten abzugleichen. Das gelingt zum Beispiel durch offene und aktivierende sogenannte W-Fragen: Wie stellen Sie Ihren Bürostuhl richtig ein? Wie legen Sie Ihre Absturzsicherung korrekt an? Welche Prüfschritte sind vor dem Start des Arbeitsprozesses durchzuführen?
- Visualisierung: Visuell vermittelte Informationen bleiben Studien zufolge in der Regel besser im Gedächtnis. Daher ist der Einsatz von bildbasierten Medien im Rahmen einer Unterweisung sinnvoll. Eine Unterweisungsagenda am Flipchart, ein kurzer Film oder sicherheitsrelevante Arbeitsschritte vorzuführen sind geeignete Möglichkeiten.
- VENÜ-Methode: Vormachen, Erklären, Nachmachen, Üben – diese auch 4-Stufen-Methode genannte Vorgehensweise (Abbildung 2) bindet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiv ein, erhöht die notwendigen kognitiven und motorischen Fähigkeiten (Training) und erlaubt gleichzeitig eine Überprüfung des Lernfortschritts (Kontrolle).
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Digitale Unterweisungen werden beliebter
In Zeiten, in denen mehr Menschen häufiger mobil arbeiten, werden Online-Unterweisungen immer bedeutender. Die oben formulierten grundsätzlichen Überlegungen gelten in gleicher Weise auch für sie. Es gibt hier jedoch einige besonders relevante Aspekte. So sollte eine Online-Unterweisung aufgrund der erhöhten Konzentrationsanforderungen nicht länger als 15 Minuten dauern. Der Aktivierung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommt eine noch größere Bedeutung zu: Ihnen häufiger Fragen zu stellen oder sie aufzufordern, eine Verlinkung anzuklicken – etwa um eine kleine Textpassage selbst zu lesen oder einen kurzen Erklärfilm anzuschauen –, erhöht die Aufmerksamkeit. Auch kurze interaktive Elemente, beispielsweise ein Quiz oder Rätsel, können dabei helfen. Um den Lernerfolg zu überprüfen, eignen sich kurze Tests.
Harald Beck, BGHM
Ausgabe 3/2024