Umfrageergebnisse
Arbeitswelt und Klimawandel
Wie stark sehen sich Betriebe vom Klimawandel betroffen? Welche Anpassungen haben sie bereits vorgenommen? Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat eine repräsentative Umfrage dazu durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen: Der Klimawandel ist in der Arbeitswelt angekommen.
Mehr als 1.000 Beschäftigte – davon knapp die Hälfte Führungskräfte – befragte die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) im Herbst 2022 dazu, ob und wie sie die Auswirkungen des Klimawandels in ihrer täglichen Arbeit spüren. Auch zu eventuellen Maßnahmen wollte sie mehr wissen. So gab knapp ein Viertel der Befragten an, dass sich der Klimawandel bereits auf die Arbeitsplätze im Betrieb ausgewirkt hat.
Ein Drittel sagte, dass der eigene Betrieb sich schon mit möglichen Folgen der Klimakrise auseinandergesetzt hat. Die Beschäftigten wurden zudem gefragt, bei welchen Risiken durch den Klimawandel aus ihrer Sicht gehandelt werden müsse, damit sicheres und gesundes Arbeiten weiterhin möglich ist. Rund zwei Drittel sehen Handlungsbedarf bei Hitze in Innenräumen und die Hälfte bei der Arbeit im Freien.
44 Prozent wünschen sich Präventionsangebote für die psychische Gesundheit, beispielsweise, um mit Traumatisierungen durch Hochwasserkatastrophen umgehen zu können. Vorgesorgt werden müsse vor allem für Unfallrisiken, die durch Extremwetter (42 Prozent), durch Gefahrstoffe (31 Prozent) und durch hitzebedingte Störungen (31 Prozent) an Maschinen entstehen könnten. Weiterhin gab ein Drittel an, dass auch an die Gefährdungen durch Krankheitserreger gedacht werden müsse. Ein Viertel machte Angaben zu Beeinträchtigungen durch Allergien, 18 Prozent votierten für die Unterstützung der Beschäftigten bei Risiken durch neue Technologien.
Umgesetzte und geplante Maßnahmen
Die 465 Führungskräfte, die an der Studie teilgenommen haben, wurden gesondert befragt, ob in ihrem Betrieb bereits Maßnahmen ergriffen wurden oder geplant sind, um die genannten Risiken zu minimieren. Die Hälfte der befragten Führungskräfte bejahte das. Ein Fünftel gab an, schon etwas umgesetzt zu haben, 31 Prozent sagten, dass gerade etwas in Planung sei. 36 Prozent machten keine Angaben. Genannte Maßnahmen wurden mithilfe des TOP-Prinzips, einer Maßnahmenhierarchie der Arbeitssicherheit, geclustert.
Zwar gilt grundsätzlich, dass Gefahren an ihrer Quelle beseitigt werden müssen (Arbeitsschutzgesetz, § 4). Da dies bei Risiken, die durch den Klimawandel verursacht werden, auf betrieblicher Ebene nicht ohne Weiteres möglich ist, werden andere Maßnahmen zur Prävention benötigt: technische, organisatorische und persönliche. Bei den technischen Maßnahmen, welche immer zuerst umgesetzt werden sollten, wurden die Nutzung von Klimaanlagen, Dämmungen und Außenrollos aufgezählt, aber auch Pflanzen zur Kühlung. Außerdem wurden Arbeitskleidung und Persönliche Schutzausrüstung (PSA) genannt.
Bei den organisatorischen Maßnahmen spielten die Flexibilisierung der Arbeitszeit und des Arbeitsortes eine große Rolle. Es wurden Notfall- und Hitzepläne genannt, aber auch Trainings und die Sensibilisierung der Beschäftigten. Bei den persönlichen Maßnahmen, die in Betrieben geplant sind oder bereits umgesetzt werden, wurden die Versorgung mit Getränken und leichtes Essen sowie regelmäßige Pausen aufgezählt. Da vielen Firmen der Zusammenhang zwischen nachhaltigem Agieren, einer regenerationsfähigen Umwelt und der menschlichen Gesundheit bewusst ist, wurde hier oft das Sparen von Ressourcen angegeben.
Fazit
Eine verstärkte Sensibilisierung und Beratung durch die Verantwortlichen im Arbeitsschutz ist unerlässlich, damit sich Betriebe und Einrichtungen möglichst schnell mit den bereits spürbaren sowie den absehbaren Folgen der Klimakrise auseinandersetzen. Es braucht Strategien zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten. Die Befragung der DGUV vermittelt erste Erkenntnisse über das Bewusstsein von Beschäftigten und Führungskräften sowie zu ersten umgesetzten Schutzmaßnahmen und Möglichkeiten des Schutzes. Weitere Untersuchungen – insbesondere auf der Ebene einzelner Branchen und Berufe – könnten dabei helfen, ein differenzierteres Bild der möglichen Gefährdungen zu erhalten und bedarfsgerechte Unterstützung anzubieten.
Stefan Boltz, Maria Klotz und Annekatrin Wetzstein, DGUV
Angaben zur Befragung und zur Stichprobe
Bei der Zielgruppe der Befragung handelte es sich um sozialversicherungspflichtige Beschäftigte unterschiedlicher Betriebsgrößen und verschiedener Branchen. 45 Prozent der Befragten gaben an, dass sie bei ihrer Arbeit Personal- beziehungsweise Führungsverantwortung haben. Für die Befragung wurde ein standardisierter Online- Fragebogen genutzt. Der Befragungszeitraum erstreckte sich vom 13. bis zum 30. September 2022. Die Zusammensetzung der Stichprobe kann bezüglich der Branchen als repräsentativ angesehen werden, da die Quoten für die Branchen entsprechend vorgegeben waren.
Ausgabe 3/2023