Umfrage-Ergebnisse zur Maschinensicherheit

Vorgesetzte haben eine Schlüsselrolle beim Schutz gegen Manipulation

Manipulationen von Schutzeinrichtungen an Maschinen führen regelmäßig zu schweren und tödlichen Unfällen. Wie groß das Problem in der Praxis ist, hat das Institut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA) in einer Online-Umfrage unter Fachkräften für Arbeitssicherheit in Betrieben untersucht. Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass ein klares Bekenntnis der Führungskräfte den Unterschied machen kann.

Zuerst die gute Nachricht: Prävention wirkt. Das zeigen die Ergebnisse der Umfrage zur Manipulation von Schutzeinrichtungen an Maschinen, die das IFA von 2020 bis 2022 online durchgeführt hat: So gaben 57,3 Prozent der Befragten an, dass heute weniger Schutzeinrichtungen von Maschinen in Betrieben manipuliert werden als vor zehn Jahren.

27,2 Prozent der Maschinen werden ständig oder vorübergehend manipuliert, das ist eine Reduzierung um 9,8 Prozent gegenüber dem Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2006. Damals wurden nach Angaben der Befragten noch an 37 Prozent der Maschinen Schutzeinrichtungen manipuliert.

Vorgesetzte haben eine Schlüsselrolle beim Schutz gegen Manipulation
© Stefan Otto/IFA

Manipulationen sind dennoch nach wie vor eine signifikante Gefährdung, das zeigt sich auch am Unfallgeschehen. So gaben in der IFA-Umfrage 49,6 Prozent der Befragten an, in ihrem Betrieb mindestens einen Unfall oder Beinahe- Unfall gehabt zu haben, dessen Ursache war, dass eine Schutzeinrichtung manipuliert worden war.

Duldung durch Vorgesetzte hat einen messbaren Effekt

Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch, dass das Führungsverhalten ein wichtiger Faktor ist. Auf die Frage, ob eine Manipulation dem oder der Vorgesetzten bekannt war, antwortete die Hälfte der Befragten mit Ja. Betriebe, in denen Manipulationen von Führungskräften toleriert werden, haben eine um 10,1 Prozent höhere Manipulationshäufigkeit und ein um 18 Prozent höheres Unfallgeschehen.

Außerdem wird dort das Thema seltener in Schulungen, Unterweisungen und bei der Beschaffung berücksichtigt. Es gibt also einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Duldung durch die Führungskraft und der Häufigkeit von Manipulationen und daraus resultierenden Unfällen.

Arbeitsaufgaben und Betriebsgröße sind wichtige Faktoren

Viele Vorgesetzte dulden gefährliche Maschinenmanipulation
N - 839 (Befragte aus der betrieblichen Praxis, mehrheitlich Fachkräfte für Arbeitssicherheit)
Quelle: lnstitut für Arbeitsschutz der DGUV(IFA)

Das IFA hat zudem analysiert, inwiefern sich die Betriebsgröße auf die Manipulationshäufigkeit auswirkt. Dazu wurde zwischen Klein- und Kleinstbetrieben (1 bis 49 Beschäftigte), Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitern und Großbetrieben (ab 250 Beschäftigten) unterschieden.

Im Resultat zeigen Kleinst- und Kleinbetriebe gegenüber den Großbetrieben eine um 13,7 Prozent höhere Manipulationshäufigkeit an Maschinen und eine um 14,1 Prozent häufigere Duldung durch Vorgesetzte.

In Kleinst- und Kleinbetrieben wird die Möglichkeit der Manipulation bei der Beschaffung zudem um 31,2 Prozent seltener berücksichtigt. Insbesondere bei Arbeitsaufgaben mit manuellem Eingriff in den Arbeitsbereich werden vorhandene Schutzeinrichtungen oft als störend empfunden.

Grafik: Unfallgeschehen
Ergebnisse der Umfrage des IFA: Manipulationen führen häufig zu Unfällen und werden dennoch häufig von Vorgesetzten geduldet.
© lnstitut für Arbeitsschutz der DGUV (IFA)

Auch ungeeignete Schutzeinrichtungen sind ein starker Manipulationsanreiz. In diesem Zusammenhang werden die Störungssuche, das Einrichten und die Reparatur am häufigsten genannt. Aber auch der Produktionsbetrieb wird mit 35,7 Prozent vergleichsweise oft angegeben. Insbesondere bei der Beschaffung einer Maschine lässt sich der Manipulationsanreiz deutlich reduzieren, indem entsprechende Betriebsarten und Einrichtungen für die jeweiligen Arbeitsaufgaben bereits berücksichtigt werden.

Die Umfrage zeigt insgesamt, dass die Manipulation von Schutzeinrichtungen nach wie vor einen hohen Risikofaktor für die Beschäftigten darstellt. Neben besseren technischen Schutzeinrichtungen sind Vorgesetzte, die Manipulation ernst nehmen und verhindern, der beste Schutz vor Manipulation. Das sehen auch die Befragten so. Zwei Drittel halten ein eindeutiges Bekenntnis der Geschäftsführung gegen Manipulation für ein besonders wirksames Mittel der Prävention.

Erik Sebastian, BGHM, und Stefan Otto, IFA

Grafik: STOP dem Manipulieren von Schutzeinrichtungen
Von der Konstruktion bis zur Inbetriebnahme der Maschine: An jedem Punkt gilt es zu überlegen, wie Manipulation verhindert werden kann.
© stop-defeating.org

Ausgabe 2/2023