Aktualisierte DGUV Information 209-019

Gefährdungen und Schutzmaßnahmen bei der Blechbearbeitung

In der Blechbearbeitung entsteht aus dem Metall-Halbzeug und Flacherzeugnis Blech das gewünschte Endprodukt. Die überarbeitete DGUV Information 209-019 „Sicherheit bei der Blechbearbeitung“ zeigt anhand von typischen Prozessen innerhalb der Fertigungsverfahren Umformen und Trennen häufig auftretende Gefährdungen und passende Schutzmaßnahmen auf.

Die DGUV Information 209-019 „Sicherheit bei der Blechbearbeitung“ ist die aktualisierte und erweiterte Fassung der bereits vor einiger Zeit zurückgezogenen Berufsgenossenschaftlichen Information (BGI) 604 „Sicherheit bei der Blechverarbeitung“. Die Anpassung des Titels von „Blechverarbeitung“ zu „Blechbearbeitung" soll verdeutlichen, dass das Blech in Form oder Größe verändert wird, das Material am Ende aller Fertigungsprozesse jedoch gleich bleibt. Gängige Blechmaterialien sind Stahl, Eisen, Kupfer, Aluminium, Messing und sogar Platin oder Gold.

Die neue Schrift widmet sich zunächst dem Transport, der Lagerung und dem Öffnen des Umreifungsbands innerhalb des Blechbearbeitungsbetriebes. Auch die mit der Handhabung von Blechen einhergehenden Gefahren von Schnittverletzungen und Lärm werden thematisiert.

Gefährdungen und Schutzmaßnahmen bei der Blechbearbeitung

Beispiel einer Drei-Walzen- Biegemaschine mit Rollenbahn auf der Zuführseite, zentraler Hochhalteeinrichtung und abgesenkter seitlicher Stütze

Um die Gefahren von Schnittverletzungen beim Handling der Bleche zu minimieren, können beispielsweise geeignete Schutzhandschuhe der Kategorie II gemäß PSA-Verordnung als Persönliche Schutzausrüstung getragen werden. Allerdings können von der Benutzung von Schutzhandschuhen auch Gefährdungen ausgehen, besonders wenn an rotierenden Maschinenteilen gearbeitet wird. Hier besteht die Gefahr, dass die Handschuhe erfasst werden.

Sicheres Trennen und Umformen

Gefährdungen und Maßnahmen in der Blechbearbeitung werden in der DGUV Information 209- 019 zudem anhand der typischen Fertigungsverfahren Trennen und Umformen ausführlich behandelt. Beim Trennen von Blechen geht es darum, sie auf die für die Bearbeitung erforderlichen Abmessungen zu bringen. Beschrieben werden das Trennverfahren thermisches Abtragen und das Zerteilen mittels Scheren. Letzteres wurde um die Beschreibung des Scherschneidens an Stanz-Nibbelmaschinen erweitert. Im Abschnitt „Biegen von Blechen“ wird das Fertigungsverfahren Umformen als Biegeumformen mit drehender Werkzeugbewegung – wie beispielsweise beim Walzenbiegen und beim Schwenkbiegen – oder mit geradliniger Werkzeugbewegung – wie etwa beim Gesenkbiegen – betrachtet. Das Fertigungsverfahren Gesenkbiegen wird bei Gesenkbiegepressen und Produktionspressen verwendet.

Da die aktuellen Sicherheitsanforderungen für neue Pressen der Metallbearbeitung in der Normenreihe DIN EN ISO 16092 Teil 1–4 beschrieben sind, geht die DGUV Information 209-019 schwerpunktmäßig darauf ein, welche Schutzmaßnahmen an einer Presse der Metallbearbeitung notwendig sind, die vor dem Inkrafttreten der entsprechenden Norm hergestellt wurde. Das Fertigungsverfahren Walzenbiegen wird bei Walzenrundbiegemaschinen genutzt, die umgangssprachlich meist als Walzenbiegemaschinen bezeichnet werden. Walzenbiegemaschinen gibt es mit zwei, drei oder vier Walzen. Sie finden Verwendung je nachdem, welche Blechdicken zu bearbeiten oder welche Biegemomente aufzubringen sind.

Um die Gefährdungen zu reduzieren, die speziell an großen Walzenbiegemaschinen aufgrund von ungünstigen Blechverhältnissen – etwa durch die Blechdicke, die Blechgröße oder das Gewicht – entstehen, werden Hochhalteeinrichtungen und seitliche Stützen eingesetzt. Das Schwenkbiegen ist ein Fertigungsverfahren, das sowohl von Schwenkbiegemaschinen als auch von Langabkantmaschinen verwendet wird. In der DGUV Information 209-019 werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten beim Betrieb dieser Maschinen beschrieben. Beispielsweise sind am Maschinenständer von Schwenkbiegemaschinen Abweisbleche anzubringen, damit zwischen den seitlichen Ständern und dem gesamten Schwenkradius der Biegewange Quetsch- und Scherstellen vermieden sind.

Als Alternative zu den hervorstehenden Abweisblechen hat sich an neueren Schwenkbiegemaschinen die in den Maschinenständer integrierte Variante des Abweisbleches durchgesetzt. Langabkantmaschinen sind in der C-Ständerbauweise gebaut, die nur nach vorn geöffnet werden kann. Hier sind die Antriebselemente und Scherengelenke abzusichern, sodass Quetsch- und Scherstellen vermieden werden.

Alfred Kail, BGHM

Ausgabe 2/2023