Experten und Expertinnen präsentieren Projekte auf dem Innovationstag der BGHM

Forschen für den Arbeitsschutz

Keine Prävention ohne Forschung: Denn nur wenn das Wissen zu Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit auf dem neuesten Stand ist, kann ein wirksamer Schutz von Beschäftigten gelingen. Deshalb beteiligt sich die BGHM an Forschungsprojekten und stellt regelmäßig neue Erkenntnisse auf dem BGHM-Innovationstag vor.

Schwerpunktthemen waren zuletzt unter anderem der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in den Branchen Holz und Metall, von Wasserstoff- Technologie in der Stahl- und Automobilindustrie sowie der Arbeitsschutz in der Holzbearbeitung.

Der Mensch als Kontrollinstanz

„KI ist wahrscheinlich das Beste oder das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann“, sagte einst der Physiker Stephen Hawking. Damit der Einsatz von KI in holz- und metallverarbeitenden Betrieben zum Besten führt, setzt sich die BGHM in vielen Gremien für eine entsprechende Regelsetzung ein – ob in Ausschüssen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales oder in den Fachbereichen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).

Innovationstag der BGHM; © vege/Fotolia.com

KI ist ein Überbegriff für unterschiedliche Technologien, von denen durch den Hype um ChatGPT Machine Learning mit neuronalen Netzen am bekanntesten ist. Neuronale Netze sind dem menschlichen Nervensystem nachempfunden. Ulrich Zilz, BGHM-Fachreferent für KI in Arbeitssystemen, betonte: „Sie operieren mit Wahrscheinlichkeiten. Dadurch werden immer wieder Fehler entstehen.“ Der Mensch als Kontrollinstanz sei daher unerlässlich. „Statt naivem KI-Enthusiasmus zu folgen, ist es wichtig, die Richtung der KI-Entwicklung in der Gesellschaft zu diskutieren und aktiv mitzugestalten“, mahnte Zilz.

Praxisnahe Forschung für die Holzindustrie

Die Forschung im Bereich der Holzbearbeitung dient der Verbesserung der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes. Dazu arbeitet die BGHM unter anderem mit dem Institut für Werkzeugmaschinen der Universität Stuttgart zusammen. Institutsleiter Prof. Hans-Christian Möhring stellte die drei Bereiche vor, auf die sich die Forschung zum Arbeitsschutz im Institut konzentriert:

In Experimenten und Simulationen wird zum Beispiel erforscht, welche Maschinenkapselung – gemeint ist die Einhausung von sicherheitsrelevanten Bereichen – den Projektilflug verhindern kann, wie effektiv eine Absaughaube die Belastung durch Holzstaub reduziert oder welche Lautstärke ein Sägeblatt schon im Leerlauf entwickelt. „Diese drei Bereiche ermöglichen uns eine ganzheitliche Betrachtung, da sie in der Praxis miteinander in einer Wechselbeziehung stehen“, erklärte Möhring den Forschungsansatz.

Zusätzlich wurde ein Labor aufgebaut, um einen digitalisierten, mit KI arbeitenden Betrieb nachzustellen: das SmartLab for Wood. Durch die automatisierte Auswertung der Daten aus der Steuerung von Maschinen und Sensoren lassen sich dort mögliche Gefährdungen über eine institutsinterne Cloud zentral erfassen. „Unser SmartLab ist dazu da, Holzbetriebe bei der Digitalisierung zu unterstützen“, so Möhring.

Neue Technologien sind neue Herausforderungen für den Arbeitsschutz

Wasserstoff gilt als Zukunftsenergie. Wird er mit Hilfe von erneuerbaren Energien produziert, ist er klimafreundlich und ermöglicht die Einsparung von CO2. Erste Unternehmen etwa in der Stahlbranche stellen ihre Produktion bereits auf die neue Technologie um. Wasserstoff ist zunehmend auch als Antrieb in Fahrzeugen im Einsatz. Beide Entwicklungen wirken sich auf den Arbeitsschutz in der Stahl- und der Kfz-Branche aus. „Wasserstoff hat seine Tücken“, erklärte Dr. Oliver Will, Fachreferent für Fahrzeugbau und Komponentenbau bei der BGHM. „Falscher Umgang damit kann unter anderem eine Kälteverbrennung, einen Brand oder eine Explosion verursachen.“

Über neue Gefährdungen und Forschungsprojekte in diesem Zusammenhang berichtete Will gemeinsam mit Dr. Matthias Eisenbrand, Leiter des Sachgebiets Hütten, Gießereien, Metallbau, Schweißen bei der BGHM. Neue Erkenntnisse aus der Forschung fließen zum Beispiel in die DGUV Information 209-072 „Wasserstoffsicherheit in Werkstätten“ mit ein, die derzeit überarbeitet wird.

Gut zu wissen

Neben Prävention und Rehabilitation gehören auch Forschung und Forschungsförderung zu den Aufgaben der BGHM. Die Forschungsergebnisse fließen in praktikable Handlungshilfen für die Mitgliedsbetriebe der BGHM ein. Alle zwei Jahre präsentiert die BGHM ihre Forschungsaktivitäten außerdem auf dem Innovationstag der Öffentlichkeit.

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Ausgabe 1/2024