Maschinenarbeiterlunge: Eine seltene Form der Allergie

Gefährdung durch Mikroorganismen

Die sogenannte Maschinenarbeiterlunge ist eine besondere Form der Allergie. Das Tückische: Die Symptome treten erst Stunden nach Kontakt mit den Allergenen auf, wenn Betroffene oft gar nicht mehr an eine Allergie denken. Bei bestimmten gesundheitlichen Anzeichen sollten Beschäftigte, die Tätigkeiten mit wassergemischten Kühlschmierstoffen ausüben, also medizinischen Rat einholen. Für die Diagnostik stehen spezielle Testsysteme zur Verfügung.

Beim Thema Allergien denken viele an Reaktionen auf Pflanzenpollen, wie zum Beispiel beim sogenannten Heuschnupfen, oder auf bestimmte Bestandteile in der Nahrung, wie etwa Haselnüsse. Im beruflichen Bereich sind Allergien gegenüber chemischen Inhaltsstoffen keine Seltenheit; ein Beispiel ist die Latexallergie. Die Symptome treten sofort bei Kontakt mit der auslösenden Substanz auf und verursachen beispielsweise Nasenjucken, Augentränen, Niesattacken, Hustenreiz, Quaddelbildung der Haut oder auch Magen- Darm-Beschwerden. Dies sind Allergien vom sogenannten Soforttyp.

Gefährdung durch Mikroorganismen; © nerthuz/Fotolia.com

Eine gänzlich andere Form der Allergie ist die exogen allergische Alveolitis (EAA), die im Zusammenhang mit wassergemischten Kühlschmierstoffen auch Maschinenarbeiterlunge genannt wird. Hierbei handelt es sich um eine von außen (= exogen) verursachte Entzündung der feinsten Lungenbläschen (= Alveolen), die zu allergischen Reaktionen führt. Auslösende Substanzen sind oftmals organische Bestandteile aus Mikroorganismen, wie zum Beispiel Bakterien und Schimmelpilze, die in allen wasserführenden Anlagen vorkommen können. Auch wassergemischte Kühlschmierstoffe werden im Laufe ihrer Anwendung von Bakterien und Schimmelpilzen besiedelt.

Diese Mikroorganismen oder auch nur Bruchstücke davon, beispielsweise aus abgestorbenen Zellen, gelangen während des Bearbeitungsprozesses in die Luft und können als Tröpfchen eingeatmet werden. Geschieht dies über längere Zeiträume immer wieder, kann sich daraus eine EAA entwickeln. Die körperliche Verfassung, also zum Beispiel der Zustand des Immunsystems, spielt wie bei jeder anderen Allergie auch eine große Rolle. So können in einem Arbeitsbereich manche Beschäftigte erkranken, andere wiederum nicht.

EAA: Symptome, Regeneration, Behandlung

Im Unterschied zur Allergie vom Soforttyp treten die Symptome einer EAA mit einer Zeitverzögerung von vier bis zwölf Stunden auf, sodass Beschäftigte die Anzeichen nicht zwangsläufig mit der Exposition am Arbeitsplatz in Verbindung bringen. Ebenso unterscheiden sich die Symptome bei einer EAA (siehe Kasten) von denen einer Allergie vom Soforttyp. Die zunehmende Atemnot bei körperlicher Anstrengung steht meist an vorderster Stelle.

Treten allergische Reaktionen aufgrund einer EAA auf, kann sich die Lunge zunächst noch regenerieren. Bei anhaltendem Kontakt zu den auslösenden Substanzen kommt es jedoch zu einer Vernarbung der Lunge (= Fibrosierung), die sich nicht mehr zurückbildet. Die Atmung und damit die Leistungsfähigkeit werden zunehmend eingeschränkt. Damit es erst gar nicht so weit kommt, sollten Beschäftigte, die mit wassergemischten Kühlschmierstoffen arbeiten, bei entsprechenden Symptomen umgehend Kontakt mit dem Betriebsarzt beziehungsweise der Betriebsärztin und/oder einem Facharzt oder einer Fachärztin für Lungenheilkunde aufnehmen.

Bei begründetem Verdacht auf eine EAA im Zusammenhang mit mikrobiell besiedelten wassergemischten Kühlschmierstoffen kann der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin eine Anzeige auf die Berufskrankheit „Exogen-allergische Alveolitis“ (BK-Nr. 4201) stellen. Für die Untersuchung stehen beim Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IPA) mittlerweile Allergie-Testsysteme speziell für die Maschinenarbeiterlunge zur Verfügung. Eine Testung kann durch den Arzt oder die Ärztin in Auftrag gegeben werden. Betroffene sollten diese Möglichkeit gegebenenfalls ansprechen.

Dr. Isabel Warfolomeow, BGHM

Mögliche Symptome einer EAA

  • Grippegefühl
  • Atemnot bei Belastung (bei häufiger und längerer Exposition auch in Ruhe)
  • Husten
  • Fieber
  • Frösteln
  • Auswurf
  • Abgeschlagenheit
  • Engegefühl im Brustbereich
  • Gewichtsverlust
Dr. Isabel Warfolomeow, BGHM; © BGHM

Kommentar der Autorin

Die „Maschinenarbeiterlunge“ ist eine seltene Atemwegsallergie, hervorgerufen durch Mikroorganismen in wassergemischten Kühlschmierstoffen. Da die Symptome zeitverzögert auftreten, sollten Beschäftigte in jedem Fall auch bei Beschwerden, die sich nicht direkt am Arbeitsplatz zeigen, ärztlichen Rat einholen.

Ausgabe 1/2024